Grafikerin, Gastronomin, Blumenstandbesitzerin. Was auch immer Seraina Serrat anpackt: bunt und kreativ muss es sein. Mit ihrem neusten Herzensprojekt Floral Lokal hat sie sich einen langgehegten Traum erfüllt und ihre Leidenschaft für zartrosa Akeleien, knallig pinke Pfingstrosen und wilde Rüebli zum Beruf gemacht. An ihrem Marktstand und übers Internet verkauft die Wiedikerin die schönsten Schnittblumen, die das Zürcher Oberland gerade hergibt.
Floral Lokal lautet der Name deines Marktstands. Das Florale ist offensichtlich – aber was hat es mit dem Lokalen auf sich?
Die Blumen sind alle aus dem Zürcher Oberland, ich selbst wohne mit meinen drei Jungs und meinem Freund hier im Quartier, mein Atelier ist an der Bertastrasse – ausserdem leite ich zusammen mit zwei Freunden das Restaurant Piazza am Idaplatz. Lokaler geht’s fast gar nicht.
Was passiert in deinem Atelier genau? Es klingt fast als würdest du auch malen und zeichnen.
Tatsächlich bin ich gelernte Grafikerin, aber in meinem Atelier – einer Garage an der Bertastrasse – dreht sich alles um Blumen. Dort ist es kühl und dunkel, was wichtig ist, damit die Blumen frisch bleiben. Ich rüste sie dort, verteile sie in die Töpfe die ich in Brockis zusammengesucht habe und mache sie parat für den Markt. Ausserdem kann ich dort – mal ganz in Ruhe, mal mit Musik – neue Kombinationen ausprobieren.
Lass uns nochmal ein paar Schritte zurückgehen: Wie kommt eine Grafikerin, die in der Gastronomie tätig ist, dazu, Blumen auf dem Wochenmarkt zu verkaufen?
Eigentlich bin ich gerade durch die Gastronomie dazu gekommen. Im Piazza und auch schon davor habe ich mich immer um die Blumen auf den Tischen und im Garten gekümmert. Ich hatte einfach schon immer Freude daran und bin dann irgendwie da reingerutscht: Es kamen immer mehr Nachfragen rein, ich habe Weiterbildungen besucht; dann ging es weiter zur Blumenpost – und schliesslich habe ich mich selbstständig gemacht.
Wie kommen die Blumen eigentlich auf den Markt? Also was passiert, bevor du sie im Atelier rüstest?
Die Blumen beziehe ich über meine Mentorin Ursula Isler und ihre Familie aus Russikon, die auf dem Helvetiaplatz selbst einen Marktstand hat. Sie ist eigentlich der Grund, weshalb ich selbst einen Stand hier am BrupbiMärt haben wollte. Anfang der Woche bekomme ich eine aktuelle Liste mit den Blumen für die Woche, per WhatsApp bestelle ich dann, was ich möchte und hole die frisch geschnittenen Blumen mit meinem kleinen Bus am Freitagmorgen auf dem Helvetiaplatz ab. Dann geht’s zurück ins Atelier, wo alles vorbereitet wird. Am Abend wird der Bus dann mit Marktstand, Blumen und den Töpfen beladen. Die Sonne sollte bereits untergegangen sein, damit alles frisch bleibt und noch nicht aufblüht.
Machst du all das eigentlich alleine – oder hast du Hilfe?
Mein ältester Sohn und mein Freund unterstützen mich, wo es geht. Sie helfen mir beim Auf- und Abbau des Marktstands. Und manchmal hilft mir eine Freundin oder meine Mutter beim Rüsten oder auch mal am Marktstand.
Eine One-Woman-Show mit helfenden Händen aus der Familie also. Was treibt dich an, all das (fast alleine) auf die Beine zu stellen, was inspiriert dich?
Ich liebe Blumen einfach über alles. Vor allem die Slowflower-Bewegung hat es mir angetan, also mit Blumen zu arbeiten, die uns die Natur hier und jetzt gerade schenkt. Ich mag die Vergänglichkeit und die Überraschung der immer neuen Blüten. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Schätzen, mit denen ich Blumenkränze oder Bouquets binde oder die Tische im Piazza verschönern kann.
Hast du Lieblingsblumen?
Jede Jahreszeit bringt wunderbare Blumen mit sich; im Frühling liebe ich all die Äste, die zu blühen beginnen, die ersten Prunus und Kirschblüten, das ist immer der Auftakt der Blüten. Ich liebe zartrosa Akelei, Allium, verschiedenes Laub, Gräser, Samenstände, Kamille, Baldrian, wilde Rüebli, Dill – eigentlich alles Einfache. Für Lilien, Rosen oder Gerberas kann ich mich dagegen weniger begeistern, die findet man an meinem Marktstand eher nicht.
Was ist die grösste Herausforderung wenn man einen Blumenstand hat?
Ganz klar das Planen des Einkaufs. Ich muss abschätzen wie viele Leute kommen werden, denn ich will es natürlich vermeiden, dass Blumen übrigbleiben. Falls das doch mal vorkommt, bringe ich sie ins Piazza oder trockne sie. Dann kann ich mich im Winter, wenn es karger wird mit Schweizer Blumen, an selbstgetrockneten Blumen erfreuen.
Wo findet man deine Blumen eigentlich, wenn man es mal nicht auf den Markt schafft?
Auf Instagram kann man Bestellungen aufgeben und ich arbeite gerade an einer Website. Man kann mich aber auch direkt kontaktieren und die Sträusse dann im Piazza abholen. Momentan kann man immer auf Freitag, Samstag und Sonntag Sträusse bestellen. Für Hochzeiten, Kränze oder sonstiges natürlich jederzeit nach Absprache.
Der Wochenmarkt in Wiedikon
Brupbacherplatz
Weststrasse 194
8003 Zürich